Niederhannsdorf
Beschlagnahme der Kirchenglocken  
1919
   
 

Grafschaft Glatz
 
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  41.   14.06.1919: Beschreibung der Glocken.

Niederhannsdorf, den 14 Juni 1919.

Betr. Tgb. Nr. Zi 1224.

Die im Juli 1917 abgelieferten Glocken sind in unversehrtem
Zustande mit genauer u. deutlicher Bezeichnung des
Ursprungsortes (Niederhannsdorf Kr. Glatz) abgeliefert
worden.

1. Die große Glocke hatte 96 cm unt. Durchmesser u. wurde mit 592 kg Gewicht
abgenommen. Inschriften: "Sursum corda" - "In honorem
Sancti Johannis Baptistae" - Franz Schilling in
Apolda goss mich 1903". (N.B. Die zweite Inschrift
war fehlerhaft, nur kann ich nicht mehr angeben, ob es
hieß: Sancte Johannis - oder Sancti Johannes)
Bildnerischer Schmuck: Johannes der Täufer mit Agnus Dei
u. ein kleines Reliefbildchen Maria mit Kind.
Ornamente: Eichenlaub-Ornament u. Weinlaub- u
Weinbeeren-Ornament. Ton der Glocke as.

2. Das Glöckchen der Kirchhofkapelle hatte 55 cm unt. Durchmesser
u. wog 53 kg. Inschriften: G. Geittner Breslau 1908 u.
S. Barbara o. p. n.

3. Die beiden Glocken, welche noch im Juli 1918,
wo der Krieg bereits verloren war, abgefordert
wurden, sind in ebenso tadellosem Zustande u. mit
Bezeichnung der Herkunft an die Sammelstelle Harte-
brodt Glatz abgegeben worden. Daselbst sind diese
beiden Glocken sofort grundlos u. rücksichtslos zer-
schlagen worden. Gerade diese beiden Glocken waren
von hohem geschichtlichem Wert u. stammten aus den
Jahren 1711 u. 1762. In benutze die Gelegenheit
um nochmals meinen Unwillen gegen dieses
Verfahren der Glatzer Sammelstelle zum Ausdruck
zu bringen u., wenn auch zwecklos, so doch
schärfsten Protest dagegen zu erheben.

Brauner, Pfarrer.
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